Worte treffen immer.. (Teil 1)

Sonntag, 23. April 2017

Eigentlich hatte ich mir geschworen, die Negativität hinter mir zu lassen und in allen Dingen etwas positives zu finden. Doch wie das Leben so spielt, gibt es immer wieder Arschlöcher, die einem eben diese Negativität mit voller Wucht in's Gesicht drücken und erst damit aufhören, wenn man daran erstickt. Und ich ersticke gerade.
Seit ich beschlossen habe, offen über meinen Sohn zu reden, sei es auf Instagram oder mit Freunden, habe ich genau ein mal etwas schlechtes zu hören bekommen, ich erzählte hier bereits davon. Ein einziges Mal in einem Jahr, von Menschen, die meiner Meinung nach alles sind, aber keine wirklich guten Menschen. Ich bin froh und stolz darauf, dass ich sowohl auf Instagram als auch unter meinen Freunden bisher nur positive Dinge gehört habe und mir bisher jeder sagte, es ist wichtig und gut, dass ich mir selbst nun erlaube, zu trauern. Viele Ängste und Zweifel wurden mir genommen und seit gut einem Jahr bekomme ich so viel Unterstützung in meiner Trauerbewältigung, dass es wirklich bergauf gegangen ist. Bis jetzt.

Natürlich könnte man fragen, was ist eine einzige fiese und ekelhafte Nachricht schon wert, gegenüber einem Jahr vollste Unterstützung und Verständnis von wirklich lieben Menschen?
Ich sag's euch: Viel zu viel.
Wenn man einen wunden Punkt besitzt, und es ist egal wie dieser aussehen mag, dann blutet dieser wunde Punkt mindestens acht mal so viel wie jeder andere Angriffspunkt, den man zu bieten hätte.
Auch, wenn man eigentlich ganz genau weiß, dass der Angreifer ein herzloses Arschloch ist und vermutlich einfach nur irgendwelche eigenen Probleme kompensieren möchte.
Vor einigen Wochen habe ich versucht, den Blog etwas publik zu machen, und habe ihn in ein bekanntes "Frauenforum" gepostet. Tatsächlich hat mir das einige Aufrufe verschaffen können, sogar zwei neue Kommentare und nette Worte im Forumsthread. Bis dann schließlich eine Dame nicht ganz nett reagiert hat. Ich möchte ihren Kommentar hier posten und ja, mich auch für die Dinge rechtfertigen, die sie darin angreift.
Für alle, die das gleiche denken wie sie und vor allem für mich selbst, denn ich denke seit Wochen darüber nach.

Den Kommentar werde ich insofern bearbeiten, dass ich die Satzstellung sowie Rechtschreibfehler verändere bzw. verbessere, um es leserlicher für den Blog zu gestalten.Ich werde den Inhalt und den Sinn ihrer Nachrichten nicht auch nur ansatzweise verändern.
Wer die originalen Screenshots sehen möchte, schreibt mir bitte eine Nachricht im Kontaktformular mit seiner E-Mail-Adresse. Den Nutzernamen der Person werde ich jedoch unkenntlich machen.


"Hallo,
dein Blog ist wirklich schön, aber warum kaufst du dir D R E I Jahre nach deiner Fehlgeburt Socken für dein Kind???
Du solltest dir wirklich professionelle Hilfe suchen. Du hattest doch keine stille Geburt. Du warst doch noch ganz am Anfang deiner Schwangerschaft. Es war eine Fehlgeburt und nach drei Jahren solltest du es als solche betrachten.
Du versuchst dich hier in eine Scheinwelt zu flüchten, das bringt doch nichts.
Klar trauert man um einen Fötus, alles verständlich. Aber für einen Abgang im ersten Schwangerschaftsdrittel nach drei Jahren immer noch Klamotten oder Einrichtung kaufen zu wollen, ist nicht mehr im Rahmen. Du musst wirklich akzeptieren, dass dein Kind nicht für diese Welt bestimmt war. Es ist ein Sternenkind, das von oben auf euch aufpasst. Und dass die Natur das so regelt ist auch normal und gut so. Du musst lernen, Abschied zu nehmen und dein Leben ohne dieses Kind weiter zu leben. Such dir Hilfe beim Frauen- oder Hausarzt. Die haben die entsprechenden Adressen."

  • Nun, abgesehen von wilden Spekulationen meine Unterstützung betreffend (denn nirgendwo in diesem Blog ist vermerkt, dass ich KEINE psychologische Hilfe bekomme), finde ich es traurig, dass diese Person sich offenbar meinen gesamten Blog durchgelesen hat und trotzdem davon redet, dass ich 
    a) im ersten Schwangerschaftsdrittel war und es
    b) keine stille Geburt war.
    Zum einen waren wir am Anfang des zweiten Drittels, zum anderen spricht man ab der zwölften Woche bereits von einer stillen Geburt. Ich habe mein Kind in der vierzehnten Woche bei mir zuhause auf natürlichem Wege zur Welt bringen müssen.
    Abgesehen davon machen diese Dinge für mich keinen Unterschied. Ob man sein Kind nun in der vierten oder in der vierzehnten Woche verliert, ob man eine Ausschabung beim Frauenarzt hat oder sein Kind auf natürlichem Wege zur Welt bringt, ist egal. Fakt ist, dass man sein Fleisch und Blut verliert. Dass das eigene Kind im eigenen Körper, direkt unter dem Herzen stirbt.
    Es stirbt ein Kind und Menschen wollen noch darüber diskutieren, wie traurig man darüber sein darf.
  • Ich habe in diesem Blog und auch bei Instagram mehrfach erwähnt, dass ich mit der Trauerverarbeitung aufholen muss, da ich anfangs weder darüber reden konnte noch mir selbst erlaubt habe, zu trauern. Wenn man also danach geht, wie lange ich intensiv trauere, dann ist es nicht drei Jahre her, sondern eins.
    Und selbst wenn es zwölf Jahre her wäre, sollten wir immer noch im Kopf behalten, dass ich die Hand meines toten Kindes gehalten habe.
  • Ich kaufe Noah keine Kisten voller Anziehsachen, Bettchen und Kommoden und richte ihm kein Zimmer ein. Ich habe ein paar Socken gekauft, um Greifbares zu erschaffen. Um mir selbst zu helfen, ohne mein Kind besser klar zu kommen.
  • Manchmal habe ich das Gefühl, einige Menschen könnten denken, dass ich permanent trauere und mich selbst in der Trauer um mein Kind verliere. Dem ist nicht so. Instagram und dieser Blog sind wie mein Tagebuch. Ihr kennt das. Man ist den ganzen Tag über beschäftigt, oft auch einfach glücklich und zufrieden und erlaubt sich dann am Abend eine halbe Stunde lang nachzudenken und vielleicht auch traurig zu sein. Das ist nicht verwerflich, das ist nicht krank, das haben wir alle mal. Ich rede im "realen" Leben selten über Noah und wenn, dann ab und zu mit meinem Helden oder meiner besten Freundin. Meine wirklich tiefgehenden Gedanken lasse ich hier heraus. Das Schreiben hat mir schon immer geholfen und aktuell hilft es mir sehr dabei, meine Trauer zu bewältigen. Wenn ich die Trauer und den Schmerz um Noahs Verlust spüre, setze ich mich an den Computer oder ans Handy und schreibe. Danach geht es mir besser.
  • Auch wenn es normal ist, dass die Natur "es so regelt", heißt das noch lange nicht, dass ich das gut finden muss. Mein Kind ist tot und daran gibt es für mich nichts gutes zu sehen.
Um den Rahmen nicht zu sprengen, teile ich dieses Thema ausnahmsweise mal in zwei Blogposts auf. Nach diesem Kommentar folgten nämlich einige Mamas, Sternenmamas und Nichtmamas, die mir den Rücken stärkten, und das durfte von Madame Miesepeter selbstverständlich nicht unkommentiert bleiben.

Seht also im nächsten Post:
Wie ich versuchte, mich zu rechtfertigen und Madame Miesepeter mir noch mal mit voller Wucht in die Fresse gehauen hat. 
Verbal. Und eigentlich eher ins Herz.
Aber ich bin mir sicher, irgendwo tief in ihr drin hätte sie mich in echt auch gerne gehauen.
Ich hätte es nach ihren Worten jedenfalls gerne getan.

Menschen, die andere verletzen,
danach einfach glücklich und ohne Reue weiterleben,
zeigen damit nur, wie dreckig ihr Charakter ist.

Mein Leben mit ohne Noah - nicht bei uns am Frühstückstisch und trotzdem immer bei mir. ♥

2 Kommentare:

  1. obwohl ich diese geschichte schon länger kenne, kann ich immer noch nicht glauben, dass es wirklich solche widerlichen menschen gibt. wie bereits gesagt, du hast rein gar nichts falsch gemacht und solltest nicht auf das hören, was diese person von sich gibt. egal was passiert, ich bin immer für dich da, unterstütze dich in allem was du tust und bleibe an deiner seite. ein leben lang <3 (und wenn ich dieser ollen mal auf der straße begegne, dann verhau ich sie für dich)

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